White Anti-Racist ???
08.04.2013 01:20 | gesellschaft | badbank
Kann Mensch Weiß sein und trotzdem anti-rassistisch? Nein! Kil Ja Kim versucht kurz aber kraftvoll zu erläutern warum nicht.

http://www.nathanielturner.com/whiteantiracistsopenletter.htm

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cklem, Montag, 8. April 2013, 22:48
".html" -> ".htm" dann geht der link...
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cklem, Dienstag, 9. April 2013, 00:20
Der raue Ton an sich wäre ja okay, würde er nicht ständig dazu misbraucht werden, die argumentativen Schwachpunkte zu verstecken. Sie behauptet eingangs die Aussage zu begründen, Es gibt keinen weißen Antirassisten. (1) Das tut sie aber nirgends, sondern ihre Argumentation führt zu Es gibt keinen weißen Antirassismus (2). Das ist (a) etwas völlig anderes, weil hier nicht mehr von Subjekt, sondern Struktur die Rede ist und (b) viel einfacher zu begründen.

Zunächst zu (b): Wenn sie lang und breit betont, dass Whiteness keine Farbe, sondern eine gesellschaftliche Unterdrückungsstruktur ist, folgt die strukturelle Aussage (2) ganz automatisch. Sie wird unter diesem Whiteness-Begriff geradezu eine Trivialität, denn sie sagt eben nur aus, dass die Unterdrückungsstruktur eben das ist was sie ist, nämlich unterdrückend und damit nicht anti-unterdrückend.

Zu (a): Dieser "elegante" Trick funktioniert aber bei der Aussage (1) über das Subjekt überhaupt nicht mehr. Um eine valide Verbindung zwischen beiden Sätzen herzustellen, müsste man den abstrakten Whiteness-Begriff auch in Satz (1) anwenden. Betrachtet man Whiteness aber nicht als Farbe, sondern Unterdrückungsstruktur, müsste man erstmal klären, was ein weißer Mensch überhaupt ist, was es also heißt diesen strukturellen Begriff plötzlich als Adjektiv an ein Individuum zu hängen. Und selbst wenn man das klärt, was die Autorin nicht ansatzweise leistet, das ganze Ding klappt logisch dann nicht mehr. Das bedeutsame in Satz (1) ist ja gerade, dass weiß hier eben nicht irgendwas abstraktes ist, sondern die konkrete Eigenschaft einer weißen Hautfarbe.

Der ganze Text nennt nebenbei eine Menge wichtiger Wahrheiten und ist vielleicht von ehrlicher Emotion getragen und vielleicht gibt es Textphasen, wo ihr Denksystem vorübergehend funktioniert, z.B. wenn sie wieder von strukturellen Dingen wie der der politischen Aktion spricht (Absatz 17)

Die anfangs in Großbuchstaben motivierte These There is NO SUCH THING AS A WHITE ANTI-RACIST wird aber überhaupt nicht begründet. Auf logischer Ebene ist der Text ein sprachlicher Trick und viel sinnlose Rhetorik.
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badbank, Dienstag, 9. April 2013, 01:45
Ich möchte hiermit noch nicht auf deinen Kommentar eingehen. Das werde ich zu einem späteren Zeitpunkt tun.

Vielleicht liegt es an meiner Auffassungsgabe aber für mich ist die Aussage (1) keine über die konkrete Eigenschaft der Hautfarbe. "Weiß" sein ist in diesem Falle m.E. die Zugehörigkeit zu der strukturell Privilegierten Gruppe. Diese wird in erster Linie über eine Zuschreibung generiert. "Weiß" ist eben nicht die "rosa" Hautfarbe sondern der soziale Status innerhalb des rassistischen Systems der "white supremacy".

Aber vielleicht habe ich deine Aussage auch falsch verstanden. Beziehungsweise begriff ich bisher die Terminologie "white" in "white anti-racist" nicht als die Beschreibung der Hautfarbe.

cklem, Samstag, 4. Mai 2013, 22:52
für mich ist die Aussage (1) keine über die konkrete Eigenschaft der Hautfarbe.

Du hast natürlich recht und ich habe die entsprechende Aussage oben rot durchgestrichen. Allerdings war diese Bemerkung von mir garnicht entscheidend.

Um nicht nochmal so viel zu schreiben habe ich das Thema erstmal sacken lassen und denke, dass ich das Problem inzwischen ganz unaufgeregt auf den Punkt bringen kann:

Sie unterscheidet nicht zwischen reiner Zugehörigkeit zur weißen Klasse und einer Gesinnung die ihre Machtposition unterstützt.

Das ist völlig inakzeptabel.

badbank, Dienstag, 7. Mai 2013, 13:10
Mir fällt es sehr schwer über dieses Thema in einer solchen Form zu diskutieren. Dies voran gestellt möchte ich mich aber trotzdem zum letzten Beitrag äußern.
Vielleicht besteht aber auch mal die Möglichkeit bei einer Tasse eines selbstgewählten Heißgetränks in die Tiefe zu gehen.

Um auf den ersten Kommentar irgendwann zu antworten habe ich den Text noch mehrmals gelesen.

Und ja auch ich sehe da deine angesprochenen logischen Probleme bezüglich der Thesenunterstützung.
Aber die Anmerkung bezüglich der fehlenden Unterscheidung kann ich nicht wirklich nachvollziehen.

Sicher mag meine Position hier sehr radikal wirken. Ich möchte der "Gesinnung" hier auch nicht ihre Bedeutung absprechen. Aber egal wie sehr ich ("weiß") glaube für soziale gleichheit einzutreten und egal wie "offen" ich bin, ich werde, zum Teil nur subtil oder auch oft unbewusst, die Machtposition der weißen "Klasse" unterstützen und mich manchmal diskriminierend verhalten (haben). Ob ich das nun möchte oder nicht, ich bin ja immer auch ein Produkt meiner sozialen Umgebung und Erziehung.

"Don’t assume that when you talk first, talk the most, and talk the most often, that this doesn’t hurt me"

Ich verstehe das aber nicht als Freibrief so zu handeln. Es geht hier, glaube ich, darum grundlegend die eigene Position in Frage zu stellen, jenseits davon welche meine politischen oder gesellschaftlichen Ideale sind.

" this does not mean that white people who go around saying dumb things such as “I am not white! I am a human being!” or, “I left whiteness and joined the human race,” or my favorite, “I hate white people! They're stupid!” are not structurally white. Remember, whiteness is a structure of domination embedded in our social relations, institutions, discourses, and practices. Don’t tell me you're not white but then when we go out in the street and the police don’t bother you or people don’t ask you if you’re a prostitute, or people don’t follow you and touch you at will, act like that does not make a difference in our lives".

Das ist etwas polemisiert aber im Grunde nachvollziehbar. Es kommt eben immer wieder darauf zurück. Die Gesinnung spielt in einer rassistischen Gesellschaft eben erstmal eine zweitrangige Rolle. Zu erst bin ich p.o.c. oder weiß , danach wird dann geklärt was ich denke oder wie ich bin. Es ist wichtig sich da selbst und die eigenen Handlungsmuster zu checken und Konsequenzen daraus abzuleiten, die jenseits der Illusion liegen, ich wäre, weil ich nicht will, kein Teil des Zustands. Es ist wichtig gegen den rassistischen Normalzustand aufzustehen und immer wenn rassismus passiert zu intervenieren aber es ist noch wichtiger mich auch erstmal selbst als Akteur_in in diesem Ungleichheitssystem wahrzunehmen.

Wahrscheinlich ist das eine nicht zufrieden stellende Bemerkung. Aber ich will auch nicht so viel schwafeln.
Das ist ein sehr emotionales Thema (finde ich) aber ich wollte keiner Person hier zu nahe treten.

cklem, Freitag, 10. Mai 2013, 16:57
Ich finde vieles von dem, was du geschrieben hast völlig zutreffend, auch wenn ich es in der klaren Form nicht oder höchstens angedeutet im obigen Text finden kann.

Das ist ein sehr emotionales Thema (finde ich) aber ich wollte keiner Person hier zu nahe treten.

Alles okay. Wenn überhaupt, hat mich der Text ein bisschen angepisst, aber das darf er, ich bin ja schon groß, nix wofür du dich entschuldigen musst :)

Vielleicht besteht aber auch mal die Möglichkeit bei einer Tasse eines selbstgewählten Heißgetränks in die Tiefe zu gehen.

Wäre mir auch lieb, ohne dass ich damit jetzt den Thread schließen oder eine generelle Absage an digitale Diskussion geben will....